Berlin (dts) – CSU-Chef Horst Seehofer hat der FDP nahegelegt, ihre Leihstimmenkampagne zu beenden. „Ich rate uns allen, sich in den letzten Stunden vor der Bundestagswahl mit dem politischen Gegner auseinanderzusetzen und sich nicht gegenseitig die Stimmen streitig zu machen“, sagte der bayerische Ministerpräsident in seinem ersten großen Interview seit der Landtagswahl der „Welt“. „Es gibt in Deutschland ein ausreichendes liberales Wählerpotenzial von deutlich über fünf Prozent. Mit den richtigen Themen und dem richtigen Stil kann die FDP ihr eigenes Potenzial auch ausschöpfen.“ Seehofer erinnerte daran, dass die FDP in Bayern mit einer ähnlichen Taktik gescheitert sei. „Wir als Union sollten bei unserem Kurs bleiben und um jede Erststimme und jede Zweitstimme kämpfen – mit unseren eigenen Zukunftsvorstellungen insbesondere in Abgrenzung zu Rot-Grün“, empfahl er. Der CSU-Vorsitzende äußerte den Wunsch, dass Union und FDP „weiter miteinander regieren können“. Seehofer betonte zugleich: „Wir wollen keine große Koalition.“ Das letzte Bündnis von Union und SPD habe gezeigt, dass „große Koalitionen nicht automatisch große Probleme lösen“. Eine Zusammenarbeit mit der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) schloss Seehofer kategorisch aus. „Union und AfD werden in keinem Fall gemeinsame Sache machen“, sagte er. „Es wäre verantwortungslos, sich auf die AfD und ihre Anti-Euro-Parolen einzulassen.“ Die CSU habe „totales Vertrauen in die Bundeskanzlerin, dass sie die Stabilität des Euro garantiert“. Sie vertrete die deutschen Interessen blendend. Die CSU sei für den Euro, während die AfD ihn „faktisch abschaffen“ wolle. Ein Zurück zur D-Mark finde mit der CSU nicht statt, bekräftigte Seehofer. „Das würde Deutschland in eine wirtschaftliche Katastrophe stürzen.“ Die Frage, ob er der AfD den Einzug in den Bundestag zutraue, beantwortete Seehofer schlicht mit „Nein“.
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